Utopie gegen Realität – oder der Wald und Forst im Wandel des Klimas

„Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf schaue ich nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre ich nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, davon rede ich nicht.“

So besagt es schon das uralte japanische Sprichwort von Kungfutse. Doch wir müssen hinsehen, immer wieder „Salz in die Wunde streuen“ und der Realität in die Augen schauen und danach handeln.

Fußballfeldgroße Sturmschäden wie Kyrill im Jahr 2007, weggespülte Waldwege durch Starkregen, weniger Frosttage im Winter, Schneefall im Mai, blühende Stiefmütterchen zu Weihnachten, vertrocknete Heidelbeeren und Buchen im Sommer – dies und mehr sind Anzeichen des Klimawandels vor unsere Haustür, berichtete Bernd Wilhelm, Forstamtsleiter aus Oberhof. Bei der Veranstaltung „Wald und Klima“ gab er den rund 50 Gästen Einblicke über die Problematik und Herausforderungen der Schutz-, Erholungs- und Nutzungsfunktion des Waldes, die Strukturen und Rahmenbedingungen des Thüringer Forstamtes und wie sich der Klimawandel in unserer Region bemerkbar macht. Es soll der Beginn einer Serie von Bürgerdialogen sein, bei der der „Wald“ eine Plattform erhält. Die nächste Veranstaltung ist für den 7.Juni geplant.

Der Thüringer Forst hat die schwere Aufgabe, die Balance zu finden aus Naturschutz bei gleichzeitigen Erreichen von Zielvorgaben. Denn auch der Staatsforst ist ein wirtschaftliches Unternehmen mit Zielvorgaben. Auch wenn die Umsätze der Holzverkäufe durch nachhaltige Bewirtschaftung erreicht wird, so werden die Rahmenbedingungen immer schwerer um den komplexen Aufgaben gerecht zu werden. Die Planungen für die Waldverjüngungen gehen weit in die Zukunft, nur die Strukturen des Forstes wurden zu oft in der Vergangenheit verändert und zu kurz gedacht. So wurde u.a. die Anzahl der Forstämter verringert bei gleichbleibende Personal. Doch das Kleinsparen durch die Vergrößerung der Forstämter erschweren die Rahmenbedingungen, da die Personaldecke für die Bewältigung der Herausforderungen ungenügend ist.

Auch wenn wir im Thüringer Wald ein feuchteres und kühleres Klima haben und der Klimawandel scheinbar weniger Realität und im Bewusstsein ist. Der Klimawandel ist nicht zu leugnen. Wir können ihn nicht aufhalten, lediglich verlangsamen, damit die realistische Möglichkeit besteht, dass sich Mensch und Natur an ihre Umwelt anpassen können. Häufig wird gedacht, der Klimawandel betrifft uns nicht, ist weit weg, wird tlw. verleumdet oder nur die führenden Industrienationen sind die Treiber des Klimawandels. Doch die Klimakrise passiert schon heute, in unserer Region bis zu allen anderen Orten der Welt. Die Auswirkungen sind für alle spürbar. Die Verschiebungen der Temperaturen und Niederschläge im Jahresverlauf könnten in den nächsten Jahrzehnten u.a. zu höheren Waldbrandgefahr führen, schlechtere Ernten durch Verschiebungen der Blüh- und Bestäubungsphasen, Grundwasserabsenkungen und die Schneesicherheit im Mittelgebirge ist noch stärker gefährdet.

Wohlstand heißt nicht immer mehr Güter und Konsum. Wir müssen uns gedanklich verabschieden, dass es stetigen Wachstum geben kann ohne weiteren Raubbau an unseren Lebensgrundlagen.

Zu oft noch ist geht es noch um die Gunst der Wähler in der Diskussion um die passenden Maßnahmen gegen den Klimawandel. Denn manche Entscheidungen, die nachhaltig die Erderwärmung bremsen könnten, sind unbequem oder würde bei jedem einzelnen zu Änderungen der Lebensgewohnheiten führen. Hier hört oft das Verständnis oder Umdenken auf. Im Klimaschutz darf es keine Kompromisse geben. Denn was wir heute tun, entscheidet über die Lebensbedingungen unserer zukünftigen Generationen. Wir entscheiden jetzt über die Welt unserer Enkel.

Es sollte nicht in Legislaturperioden gedacht und geplant werden. Wir brauchen weniger Symbolpolitik, mehr tiefgreifende und langfristige Maßnahmen, auch wenn sie vielleicht unbequem sind. Und der Thüringer Forst braucht nachhaltige stabile Strukturen und gute finanzielle und personelle Rahmenbedingungen, um seine Herausforderungen im 21.Jahrhundert unter dem Einfluss des Klimawandels zu bestehen.