Kein Schnee aus Kohle

MEININGEN/OBERHOF – „Es geht um ein schlüssiges Energiekonzept. Genau dieses vermissen wir jedoch bislang. Mit Strom aus der Steckdose ein solches Objekt betreiben zu wollen, hieße, auf der sinkenden Titanic noch ein Loch in die Bordwand zu bohren“, sagt Fraktionschef Manfred Hellmann. Der Untergang des Leuchtturmes Skitunnel käme schneller als erahnt. Ausschlaggebend dafür sind aus seiner Sicht die hohen Betriebskosten. 505 000 Euro pro Jahr seien von offizieller Seite genannt worden. Diese Zahl werde man nicht einfach hinnehmen, wenn es nun um das Engagement des Landkreises Schmalkalden-Meiningen in der Betreibergesellschaft gehe. „Wir werden im Kreistag Mitte September nur zustimmen, dass der Kreis sich einbringt, wenn die für den Skitunnel benötigte Energie auf ökologischer Basis erzeugt wird.“ Eine Windkraftanlage könnte Hellmann zufolge der Schlüssel zur Lösung des Problems sein. „Wir haben Fachleute rechnen lassen: Dadurch könnten wir jedes Jahr bei den Betriebskosten 209 000 Euro einsparen“, sagt er. Allein ein Windgenerator könne soviel Energie liefern, dass die Rodelbahn gleich mit versorgt werden könnte. „Weiter Geld zu verschwenden, können wir uns nicht leisten. Wie soll man das den tausenden Hartz-IV-Empfängern im Kreis erklären“, ergänzt Peter Fickel, der Meininger Kreisvorsitzende der Linken. Ohne eine ökologisch sinnvolle Variante werde es deshalb auch keine Unterstützung durch die Linken im Kreistag geben.

Das Windrad indes wird es auch nicht zum Nulltarif geben. „2,4 Millionen Euro würden dann noch mal zu den bislang bekannten Baukosten für den Skitunnel in Höhe von 12 Millionen Euro hinzukommen“, prognostiziert der Linken-Fraktionschef. Auf lange Sicht rechnen werde sich dies trotzdem, wird versichert. Ob er im Kreistag die Energieeinsparungs-Pläne durchbringen kann, vermag Hellmann nicht zu sagen. Ohne die Stimmen der anderen Parteien wird dies nicht möglich sein. „Jeder vernünftig denkende Mensch, der eins und eins zusammenzählen kann, müsste eigentlich dafür sein.“

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Angebotsvergleiche sind nötig

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Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) schlägt in die gleiche Kerbe und hat jetzt einen Brief an Wolfgang Filbrich vom Olympiastützpunkt in Oberhof geschrieben. „Die Wahl des Hauptsponsors sollte die Option der umweltfreundlichen und eigenen Energieversorgung ermöglichen“, heißt es darin. Ohne es auszusprechen, dürfte die Zielrichtung dieser Aussage wohl eindeutig in Richtung Eon Thüringer Energie AG zielen, die bisher jahrelang dem Wintersport die Treue hielt. Deren 18 Cent pro Kilowattstunde – das geht Hellmann zufolge aus der Kalkulation hervor – , bezeichnete BUND-Kreisvorstandsmitglied Peter Kaufmann in Anbetracht der Mengen schlichtweg als unverschämt. Dem stünden 8 Cent gegenüber, wenn Windkraft genutzt würde. Er fordert, Angebotsvergleiche einzuholen und ein optimales Energiekonzept vorzulegen: Von Gas-Wärmepumpen, Windkraft über Photovoltaik bis hin zur optimalen Dämmung der Tunnelröhre. „Schließlich soll der Skitunnel nicht dort enden, wo die Rennsteigtherme jetzt steht“, sagt der BUND-Mann.

Mit dem Gesamtprojekt indes wird nicht gehadert. „Wir müssen den Wintersportstandort halten und ausbauen“. Den Schnee in Oberhof zu produzieren, ist den Umweltschützern allemal lieber, als ihn quer durch Deutschland per Lkw zu fahren wie im letzten Winter, der keiner war. „Wir brauchen die ökologisch erzeugte Energie. Denn wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel aufzuhalten, haben wir auch keinen aktiven Naturschutz mehr“, so Kaufmann. (ana)

Aus dem freien Wort

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