Bildungsfremde und ahnungslose Suche nach einem Feindbild oder der Weg zurück in die Vergangenheit…….

Töpfer an die Wand“

„Spaziergang“ am Montag 1.8.2022 durch Meiningen

„Am Montagabend sind die Spaziergänger*innen wieder am Pfarrhaus bzw. an unserer Wohnung trommelnd und Parolen skandierend vorbei marschiert. Vor allem gegen die Grünen richteten sich ihre lautstarken, ja vor Wut triefenden, Äußerungen. Die Grünen sind ihr Sündenbock, der für alles verantwortlich gemacht wird. Das zeugt leider nicht für ein ausgeprägtes, reflektiertes politisches Verständnis. Hauptsache, man hat ein Feindbild.

Und so fand man auch schnell eine Person, an der man das festmachen konnte. Wie schon am letzten Montag, habe ich mir den Vorbeimarsch von einem Fenster aus angeschaut. Ich will mich nicht verstecken, sondern Gesicht zeigen. Während wir uns am vergangenen Montag noch freundlich zuwinkten, zumindest einige Bekannte unter den Spaziergänger*innen, wurde es an diesem Montag etwas unfreundlicher. Lautstark schrie einer in Anlehnung an die Äußerungen von 1989: „Töpfer in die Produktion!“ Das war noch nicht alles. Es folgte: „Töpfer an die Wand!“. Das war dann doch schockierend.

Ich kann nur sagen, dass bei solchen Einstellungen das Tragen der russischen Fahnen sehr passend ist. Dass wir aber in Deutschland wieder soweit sind, dass Menschen mit anderen Einstellungen liquidiert werden sollen, ist erschreckend. Schon die Kommunisten bzw. Sicherheitsorgane der DDR wollten das mit mir machen. Zum Glück hat es zeitlich nicht ganz geklappt. Die Friedliche Revolution kam ihnen dazwischen und vereitelte ihr Ansinnen.

Mich enttäuscht, dass so viele Bekannte und Freunde in dem Zug mitmarschieren, darunter viele Weggefährden von einst, die es überhaupt nicht stört, wenn solche Parolen wie „Töpfer an die Wand“ gebrüllt und Russlandfahnen sowie die Fahne der Reichsbürger getragen werden. Da sind Menschen dabei, die bei mir jahrelang in die Junge Gemeinde gingen. Da sind welche dabei, die jahrelang mit mir zur Skifreizeit fuhren, da sind Menschen aus der Nachbarschaft dabei, die ich gut kenne und freundlich grüße, Menschen, die Mitglied im Eine-Welt-Verein sind, dem ich ja vorsitze, welche, die wöchentlich zum Gesprächskreis für Frieden und Ökologie kamen und andere gute Bekannte mehr.

Viele habe ich in den vielen Jahren als Kreisjugendwart ein Stück ihres Lebens begleitet und sie letztlich sicher auch geprägt. Das scheint alles vergessen zu sein. Leider.

Der Mensch braucht scheinbar ein Feindbild, an dem er seinen ganzen Frust abarbeiten und ablassen kann. Schön ist das nicht, wenn es einen immer wieder erwischt. Zumal ich den Menschen, die da schweigend zuschauen und mitmarschieren nichts getan habe.

Es ist das zweite Mal, dass Drohungen gegen mich vor dem Pfarrhaus lautstark von einem der nicht genehmigten „Spaziergänge“ ausgesprochen wurden. Mal sehen, wie lange das noch so weiter geht. Allerdings habe ich mittlerweile in all den Jahren ausreichend Erfahrungen sammeln können, wie es ist, für alles herhalten zu müssen.“

Ulrich Töpfer 2.8.2022

Es darf nicht weg geschaut und Alles hingenommen werden!

„Liebe Freundinnen und Freunde in der realen und der virtuellen Welt!

Ich bin überwältigt und tief gerührt über eure Anteilnahme hinsichtlich der Bedrohung, die gegen mich bei einem Vorbeimarsch der „Spaziergänger“ ausgesprochen wurde. Es macht schon etwas mit einem, wenn lautstark gerufen wird „Töpfer an die Wand“.

Es macht was mit einem, wenn man sieht, dass die Spaziergänger Russlandfahnen, Reichsbürgerfahnen und schwarze Fahnen (Wikipedia: „Bis heute werden schwarze Fahnen des Öfteren von Gruppen des extrem rechten Spektrums gezeigt.“ schwenkend anteillos einfach weiter marschieren.

Und es macht etwas mit einem wenn darunter gute Freunde und Bekannte sind.

Leider ist das alles noch nicht ausgestanden. Sybille (meine Frau) und ich werden von den Spaziergängern der Lüge bezichtigt. Auf zynische Art „Was ist nur mit dem Ulrich los! Ulrich hört Stimmen“ wird alles ins Lächerliche gezogen. Und das von einem der ehemals besten Freunde.

Victim blaming – Umkehr der Opferrolle – zeigt auch hier, dass die Art und Weise, wie sie das machen, zu ihrem Reaktionsmodell gehört. Schuldzuweisungen und Verleumdungen getreu dem Motto, dass irgendetwas Negatives schon hängen bleibt.

Ich danke euch für eure Unterstützung, eure Solidarität und die hilfreichen Worte, die ihr gefunden und gemailt habt.

Ich danke der Polizei, die nicht nur von Amts wegen Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, sondern mir auch unterstützend zur Seite stand und steht.

Ich habe mich gefragt, ob ich den Vorfall überhaupt öffentlich machen soll, weil ich ahnte, wie sich das entwickelt und dass das nicht einfach zu ertrage sein wird.

Ich wusste, dass es jetzt mit Diffamierungen, Unterstellungen und Anfeindungen weiter geht.

Trotz allem. Ich halte das aus. Auch durch eure Solidarität. Danke dafür“

U. Töpfer, 06.08.2022