Grüne Suhl fordern Rückkehr zu Tempo 50: Lärmschutz und Gesundheit haben Vorrang vor „freier Fahrt“

Stadtrat Bernhard Hofmeier fragt: Soll „freie Fahrt für freie Bürger“ das Suhler Alleinstellungsmerkmal sein?

SuhlDie Suhler Grünen haben ihr Nein zur Suhler Ausnahme von der allgemeinen Tempo-50-Regel für innerörtliche Straßen bekräftigt und die Stadträte aufgefordert, sich gegen die derzeitigen Tempo-60 und Tempo-70-Bereiche auszusprechen. „Wieso muten Sie diesen Lärmpegel und die Geschwindigkeit den Menschen zu, die an dieser Straße wohnen?“, heißt es in einer Erklärung von Grünen-Stadtrat Bernhard Hofmeier. Damit reagiert Hofmeier auf die Debatte zu Pro und Contra den ungewöhnlichen Suhler Geschwindigkeitsregeln, die diese Zeitung widergespiegelt hat. „Wir reden hier nicht von einer Umgehungsstraße, sondern von einer Magistrale, die mitten durch Suhl führt und die Stadt zerschneidet“, heißt es in der Mitteilung weiter. Als Umgehungsstraße sei die Autobahn geplant gewesen, diese werde aber solche nicht angenommen und entlaste damit den innerstädtischen Verkehr nicht.

Die Magistrale sei damals für eine Bezirkshauptstadt mit 60.000 Bewohnern und mehr gebaut worden, aber heute zähle Suhl nur knapp 35.000 Einwohner. „Somit stellt sich die Frage, ob Suhl gleiche Verkehrsflächen und die Geschwindigkeit von 60 km/h braucht wie vor 35 Jahren“, erklärt der Grünen-Stadtrat. Für alle Städte und Ortsteile limitiere Paragraf 3 der Straßenverkehrsordnung die innerstädtische Geschwindigkeit auf 50 km/h. „Nur Suhl macht eine Ausnahme und es sind 60 km/h innerorts erlaubt.“

Längst sei wissenschaftlich nachgewiesen, dass Geschwindigkeitslärm gesundheitsschädigend ist, sagt Hofmeier, der als Arzt tätig ist. Laut Weltgesundheitsorganisation sei ein dauerhafter Lärmpegel durch Straßenverkehr von mehr als 52 Dezibel gesundheitsschädigend. „Ein vorbeifahrender LKW erzeugt etwa 80 dB bis 90 dB , das heißt er ist sehr sehr laut. Bereits ab 55 Dezibel kann Lautstärke Stress auslösen und zum Beispiel zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Lautstärke hat Einfluss auf unser Gehirn und lässt Menschen oft schlecht schlafen. Über Jahre, wenn sie diesem Lärmpegel ausgesetzt sind, entwickeln sich gesundheitliche Risikofaktoren. Was im Contra-Artikel als die große Freiheit der Suhler beschrieben wird, ist ein gesundheitliches Risiko. Lärm macht im Übrigen nicht nur der Antrieb, sondern die Abrollgeräusche die ab etwa 30 km/h bei allen Antriebsarten gleich laut sind.“

In Richtung Stadträte fragt der Grüne: „Ist Ihnen die Freiheit für das Auto mehr wert als die Gesundheit?“ und fügt an: „Wenn die 60 km/h auf der Straße und die freie Fahrt für freie Bürger das Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt sein soll, können wir gerne darauf verzichten.“ Sinnvoller wäre es gewesen, Geld statt für Schilder und ähnliches für ein Verkehrskonzept zu verwende, das der Straßenverkehrsordnung entspricht, die Gesundheit schützt und durchgehend Tempo 50 vorsieht.