Viola von Cramon war kurz vor der Europawahl zu Gast…..

Interview mit der Europaabgeordneten Viola von Cramon, Bündnis90/Die Grünen am 04.06.2024 am Wahlstand in Suhl

Brigitta Wurschi:

Hallo Viola, willkommen in Suhl! Wir freuen uns, dass du als grüne Europaabgeordnete, heute hier bist. Du stehst hier am Stand, um die suhler Bürger zu ermuntern zu Europawahl zu gehen.

Was hat dich bewogen in den Süden Thüringens zu kommen?

Viola von Cramon:

Herzlichen Dank für die Einladung! Ich bin euerer Einladung sehr gerne gefolgt.

Ich bin hier, weil ich hoffe am kommenden Sonntag, am 09.06 wieder ins Europa-Parlament gewählt zu werde. Dann würde ich die Chance bekommen mein neues Wahlkreisbüro in Erfurt einzurichten. Auch wenn ich ein Büro in Heiligenstadt habe, würde ich dies gerne nach Erfurt verlegen. Deshalb möchte ich Thüringen noch besser kennenlernen und mehr Eindrücke vor Ort gewinnen. Ich freue mich sehr diesmal im Süden Gast sein zu dürfen.

Bernhard Hofmeier:

Das freut uns auch sehr Viola.

Lass uns doch mal mit eine der klassischsten Vorwürfe gegen die EU anfange – die EU als Bürokratiemonster. Die Forderungen nach Bürokratieabbau gibt es schon lange bis hin zu Forderungen zum Auflösen der EU. Was stellst du diesen Forderungen entgegen?

Viola von Cramon:

Erstmal muss man festhalten, dass die EU und ihre Errungenschaften für Deutschland entscheidende Vorteile mit sich bringen. Unser funktionierender Binnenmarkt ist für uns in Deutschland,  eins der wichtigsten Wohlstandsgarantien. Es gibt kein anders Land, in der EU, dass so sehr vom Binnenmarkt profitiert wie Deutschland. Auch wenn dieser noch nicht perfekt ist, ist er nicht weit davon entfernt. Wenn deutsche Unternehmen, nicht mehr im  Binnenmarkt handeln könnten, würden sie massive Absatzprobleme bekommen. Folgen daraus wären Massenarbeitslosigkeit und ein wirtschaftlicher Abstieg Deutschlands.

Aber es kommt nicht die gesamte Bürokratie aus der europäischen Union. Vieles wird auf der Kommunal-, Landes- und Bundesebene entschieden und dort werden auch die  Regeln dafür festgesetzt. Vieles von dem was wir in Europa verabschieden wird anschließend in nationales Recht umgesetzt und wird dadurch teilweise verkompliziert und mit unnötig viel Bürokratie aufgeladen.

Das heißt, es stimmt ganz grundsätzlich, wir müssen unbürokratischer werden in Europa aber auch in Deutschland speziell. Wenn wir uns zum Beispiel die Digitalisierung anschauen, dann ist Deutschland wesentlich schlechter ausgestattet als Finnland oder Estland. Was nicht an Europa liegt, sondern daran, dass Deutschland den Wandel verschlafen hat und jetzt Nachholbedarf besitzt.

Brigitta Wurschi:

Du hast vorhin schon die Errungenschaften, der europäischen Union angesprochen. Du bist jetzt seit fünf Jahren im Europaparlament. Was sind denn Beschlüssen, die die Grünen im Europaparlament durchgesetzt haben, die wir als Bürger auch sehen können.

Viola von Cramon:

Seit dem Bestehen der europäischen Union, hat die grüne Fraktion natürlich schon eignes erreicht. Aber auch in den letzten fünf Jahren haben wir viel erreicht und auch vieles, was man als EU- Bürger direkt merkt. Darunter fällt die Einführung eines europäischen Mindestlohnes, der Kohleausstieg bis 2038, die Einführung eines europäischen Behindertenausweis und das Recht auf Reparatur. Auch die Vereinheitlichung der Ladegeräte auf USB-C-Kabeln, spart nicht nur Müll, sondern macht auch den Alltag der Bürger und Bürgerinnen einfacher. Der Ausbau der Nachtzüge in Europa stellt, vor allem jetzt zu Ferienzeiten, eine echte Verbesserung dar. So gibt es seit neuesten Nachzügen von Wien nach Brüssel oder von Berlin nach Paris. Sichtbar sind aber auch die Förderung kleiner und großer Projekte in ganz Deutschland, vor allem auch im ländlichen Bereich.

Bernhard Hofmeier:

Am Sonntag werden wir alle wieder die Wahlzettel in den Händen halten und da fragt man sich, vielleicht zurecht, warum sollte man die Grünen wählen und keine der vielen Kleinst-Parteien. Die können vielleicht an ihren Themen besser festalten und konkreter Arbeiten.

Viola von Cramon:

Es ist absolut wichtig, dass wir Grüne bei der Europawahl wieder stark werden. Wir waren mit 21 Abgeordneten als deutsche Grüne in der europäischen grünen Fraktion vertreten und konnten so einen Unterschied bewirken. Wir können nur stark sein und geschlossen grüne Politik machen, wenn wir als Grüne gewählt werden. Werden Ein-Themen-Parteien ins Parlament gewählt werden, dann zerfranst das Parlament und wird immer mehr funktionsunfähig. Wir wollen als stärkste Partei in die nächste Phase gehen und somit auch Symbolwirkung für die kommenden Wahlen erschaffen. Deshalb ist es wichtig eine große deutsche grüne Gruppe ins europäische Parlament zu schicken. Es zählt jede Stimme und jede Unterstützung und deshalb für Europa GRÜN wählen.