Tausende Tonnen Müll ausgraben

Während in der neuen Müllverbrennungsanlage in Zella-Mehlis die Öfen langsam auf Betriebstemperatur gebracht werden, steht auch den Meiningern eine Belastungsprobe in Sachen Müll bevor. Das Zwischenlager auf der Kreismülldeponie wird ab Anfang September aufgelöst. Der dort lagernde Abfall muss im Zeitraum eines Jahres ausgegraben und entsorgt werden.

 

SCHMALKALDEN-MEININGEN – Die Verzögerungen beim Bau der Restabfallbehandlungsanlage (RABA) – so der offizielle Titel für die Müllverbrennungsanlage in Zella-Mehlis – brachten den Abfall-Zweckverband ZASt gleich mehrfach in Nöte. Immerhin war es ab Mitte 2005 bundesweit nicht mehr gestattet, unbehandelte Abfälle auf Deponien abzulagern. Nachdem man erst ein Jahr außerhalb Südthüringens verbrennen ließ, war Mitte 2006 die Frage erneut zu beantworten: Wohin mit dem Müll aus Südthüringen? Auf den Altdeponien Leimrieth im Landkreis Hildburghausen und der Meininger Kreismülldeponie wurden Zwischenlager eingerichtet, deren Genehmigung Ende August ausläuft.

In Meiningen wurde noch bis zum Beginn dieser Woche sämtlicher Abfall aus Meiningen, Schmalkalden und dem Raum Eisenach/Bad Salzungen auf einer speziell vorbereiteten Fläche gelagert. Die genehmigte Gesamtkapazität von 60 000 Tonnen wurde nach Angaben von Gunther Strohbusch, Bereichsleiter Abfallwirtschaft bei den Kreiswerken, fast vollständig ausgenutzt. „Wir haben noch 152 Tonnen offen“, beschreibt er die Punktlandung, die jedoch eher ein Glücksfall ist. Denn bis vor wenigen Tagen wusste keiner wirklich, wann der Abfall in die Bunker der Zella-Mehliser Anlage gekippt werden kann.

Alleine in das Zwischenlager Meiningen musste der ZASt neben den laufenden Betreibungskosten gut 200 000 Euro investieren. So viel kostete die Vorbereitung der Flächen und vor allem die aufwendige Gasabsaugung. Über einen Biofilter wurden die Faulgase dann in die Atmosphäre entlassen. „Das hat gut funktioniert. Beschwerden gab es zumindest keine.“

Ungleich schwieriger wird jedoch der umgekehrte Weg, den Müll nun wieder von der Deponie wegzuschaffen. „Das ist für uns Neuland, denn im Normalfall würde man Abfall, der nur so kurze Zeit liegt, nicht anfassen. Das ist wie die Öffnung eines frischen Komposthaufens.“ Was Strohbusch meint, ist der gerade richtig beginnende Fäulnisprozess. Wenn man da den Deponiekörper per Bagger öffnet und täglich über 200 Tonnen ausgraben muss, dürfte es ordentlich stinken. „Wir haben daher verschiedene Maßnahmen in Vorbereitung, die die Geruchsbelastung in Grenzen halten sollen.“

So wird die aktive Gasabsaugung weiter ausgebaut. „Wir werden dazu die bisher verlegten horizontalen Leitungen durch sieben senkrecht gebohrte Gasbrunnen ergänzen.“ Das stinkende Methan-Gemisch – übrigens neben Kohlendioxyd ein schlimmer Klimakiller – werde dann nicht nur gefiltert, sondern vor Ort abgefackelt. Damit wird auch der Gestank verbrannt. „Wir nutzen die Erfahrungen, die wir bei der Deponiesanierung Trusetal gemacht haben. Von dort stammt auch die mobile Abfackelanlage.“ Noch ist das Vorhaben nicht genehmigt. „Wir gehen aber von einem positiven Bescheid aus.“

Nicht nur wegen des Gestanks, auch wegen der durch das Methan bestehenden Explosionsgefahr muss man den Ausbau-Bereich möglichst klein halten. Zusätzlich will man die Flächen jeden Abend wieder mit schwerer Technik stark verdichten, um Ausdünstungen in der Nacht zu minimieren. „Eine große Belastung wird das in jedem Fall für alle, die vor Ort arbeiten müssen“, ist Strohbusch überzeugt.

Und gewühlt werden muss in dem frischen Altmüll jede Menge. Gut 54 000 Tonnen – man rechnet mit etwa 6000 Tonnen Rotteverlust – sind binnen eines Jahres auszugraben, auf schwere Container-Lastzüge zu verladen und in die Verbrennungsanlage zu fahren. Doch der Weg führt zumindest vorerst nicht nach Zella-Mehlis. „Auf jeden Fall bis zum Jahresende, eventuell aber auch darüber hinaus, wird der in Meiningen zwischengelagerte Abfall in Zorbau bei Leipzig behandelt“, so Evelyn Warmuth, Fachdienstleiterin Abfall und Naturschutz im Landratsamt. In Zorbau steht eine neue Verbrennungsanlage des Entsorgers Sita, mit dem der ZASt einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat. Hintergrund ist wohl der Umstand, dass die Anlage in Zella-Mehlis noch nicht voll läuft und außerdem zwischengelagerter Müll bei der Verbrennung nur in bestimmten Prozentsätzen beigemischt werden kann.

Für die kommenden zwölf Monate wird auf der Kreismülldeponie Meiningen durch die Zwischenlager-Auflösung Hochbetrieb herrschen. „Im Durchschnitt müssen 217 Tonnen pro Tag bewältigt werden. Das ist eine Menge. Wir müssen erst einmal lernen, damit umzugehen“, so Strohbusch. Im Anschluss wird es dann ruhiger werden auf der Deponie. Maximal 20 000 Tonnen Bauschutt wird man dort vorerst pro Jahr noch annehmen. Erst wenn die Deponien Suhl und Leimrieth verfüllt sind, soll die Schlacke aus Zella-Mehlis nach Meiningen kommen. Der Platz dafür reicht rein theoretisch für viele Jahre. Und dann gibt es auch wieder mehr Arbeit für die Kreiswerker. RALPH W. MEYER

Quelle: Freies Wort

http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/schmalkalden/fwschmalkalden/art2490,695048